Seit der Romantik erobern sich Künstler die Natur zu Fuß und unter neuen Aspekten. Das Bedürfnis nach Entschleunigung und der Zuwendung „zurück zur Natur“ hat sicherlich mit der Welt in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung zu tun. Das Motiv der Sehnsucht nach Freiheit und nach Ausbruch aus der Beengtheit taucht jedoch bereits bei den Romantikern Anfang des 19. Jahrhundert auf. Wald, Wandern, Ferne, Liebe usw. werden zu Sehnsuchtsorten, was durchaus mit der heutigen Sehnsucht nach Authentischem vergleichbar ist, ob beim Brotbacken im heimischen Backofen oder beim Yoga-Surf-Retreat auf Bali.
Das schulinterne Curriculum des KKGs und der Kernlehrplan bieten, neben dem Versuch des Ausbruchs aus Alltag und dem Klassenzimmer, den Ausgangspunkt des Unterrichtsvorhabens der beiden Klassen, der Jahrgangsstufe EF (Einführungsphase Oberstufe) des Kaiser-Karls- Gymnasium.
Im Rahmen des Kunstunterrichts von Herrn Cullmann, machten sich die Schülerinnen und Schüler mehrere Male auf den Weg zum Lousberg um sich den Ort Schritt für Schritt anzueignen. Vor Ort wurde viel gezeichnet, fotografiert, spaziert und sich von der Umgebung, dem Licht, der Vegetation und Stimmung inspirieren zu lassen. Das Zeichenheft wurde zum stetigen Wegbegleiter, in dem Skizzen, Notizen und kleine Experimente Platz fanden. Es wurde mal grob und schnell, mal fein, langsam und mit Geduld, unabsichtlich oder großartig schlampig gearbeitet. Diese Skizzen, Notizen und Fotografien dienten der Vorlage für die Malereien.
Es wurden Farben geschichtet, abgekratzt, abgewaschen, getupft, gezogen, draufgeklatscht, verrieben, verschmiert, abgeschliffen, lasierend und pastos gemalt. Mit Schwamm, mit Pinsel, mit Stöcken, Draht, Messern, Spachteln, Schmirgelpapier oder verschiedenen Stoffen. Im Experiment erkannten die SuS den Zufall als Chance um auf neue Bildideen zu kommen.
Grundsätzlich interessierte die „Forschergruppe“ sich mehr für das „Wie?“ also: Wie etwas gemacht ist, welche Stimmung der Farbauftrag und Duktus auslösen kann, als für das „Was?“ also den Gegenstand.
Reduktion auf die Farbe Grün. Die Farbe Grün verbindet man sofort mit Natur. So wirken die Arbeiten vielleicht auf den ersten Blick alle gleich. Man ist jedoch dadurch gezwungen genauer hinzuschauen. Im Unterricht wurde viel über die Deautomatisierung der Wahrnehmung gesprochen durch Irritation und Brechung beispielsweise, aber auch darüber, dass Kunst viel damit zu tun hat Unterschiede herauszustellen. Unterschiede treten bei Ähnlichkeiten zwischen zwei oder mehreren Dingen besonders hervor. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die Arbeiten mit Adjektiven, um sich ihnen anzunähern: fein, harmonisch, simpel, seegrün, weich, hart, kompliziert, leise, schnell, humorvoll, chaotisch, zögerlich, flach, vertraut, irritierend, dunkelgrün, hellgrün, Smaragd, grün, grün, grün, grün, tannengrün, grob, frech, voll, leer, Mintgrün; von ganz weit weg, ganz nah dran, mit dem Fernrohr, unterm Mikroskop, von der Seite, von links, von rechts, von oben, von unten.
Am Ende ist eine großartige Ausstellung mit 33 Landschaftsmalereien auf MDF entstanden die in eine raumspezifische Installation mündete, für welche die AG des KKGs „So etwas wie. Und klotzen“ ein eigenes Regal aus Holzlatten baute.
Tim Cullmann, Kunstlehrer KKG