Zeitungsartikel der Aachener Nachrichten vom 16. März 2013

„Technisches Denkmal bereits unwiederbringlich zerstört“
Empörung bei der Lousberg-Gesellschaft über den Umbau des Wasserturms

Aachen. „Wir sind gespannt auf die Antwort von Oberbürgermeister Philipp auf unseren Offenen Brief“, sagt Sibille Spiegel, die Vorsitzende der Lousberg-Gesellschaft. Im Brief bedauern die Mitglieder der Lousberg-Gesellschaft, dass aus dem ehemaligen Wasserturm ein Büroturm wird und sehen dabei negative Auswirkungen auf das Gartendenkmal Lousberg.

„Der Lousberg ist der erste von Bürgern Anfang des 19. Jahrhundert gestiftete Landschaftspark Europas“, bemerkt Sibille Spiegel in ihrem Schreiben.

„Ein technisches Denkmal wurde bereits unwiederbringlich zerstört“, ist die Auffassung der Mitglieder der Lousberg-Gesellschaft. Denn der Wasserbehälter im Turm wurde herausgeflext.

„Und der war ein technisches Wunder“, behauptet die Vereinsvorsitzende. In den 1950er Jahren wurde der Wasserturm erbaut, erst später kam der Drehturm, der als Restaurant benutzt wurde, dazu. Anfang der 1990er Jahre sei er als „Technisches Denkmal“ unter Schutz gestellt worden, so Sibille Spiegel.

Nun befürchtet die Lousberg-Gesellschaft, dass der Umbau zum Büroturm einen erheblich größeren Autoverkehr nach sich ziehen wird, als er zurzeit ist. Das sei schädlich für das Naherholungsgebiet. Auch die erforderlichen Stellplätze rund um den Drehturm im Gartendenkmal beeinträchtigten das für Geschichte und Bedeutung der Stadt wichtige Areal zwischen Drehturm und Eibenwald. „Die Untere Denkmalbehörde hatte keine Bedenken, und auch der Landschaftsverband Rheinland hat sich nicht gegen die Pläne von Investoren ausgesprochen“, sagt Axel Costard vom städtischen Presseamt.

Bereits vor zehn Jahren sei eine Baugenehmigung von den zuständigen Ämtern, die stets mit dem Denkmalschutz in Kontakt gestanden hätten, erteilt worden. Auch die sogenannte Stellplatzfrage sei geregelt worden. „Ein Denkmal zu erhalten, heißt auch, es zu nutzen“, kontert Axel Costard den Offenen Brief der Lousberg-Gesellschaft.

Drehturm-Eigentümer Carlo Matic bedauert, dass „die Lousberg-Gesellschaft nun über die Medien mit uns kommuniziert“. Immerhin sei man ja im positiven Gespräch gewesen. „Wir haben die Baupläne geändert, um den Wassercharakter des Turms zu erhalten. Alles im Benehmen mit dem Denkmalschutz“, sagt Matic. Auf den Erhalt des Wassercharakters habe seine Architektin Sylvia Friedrich sehr großen Wert gelegt.

Offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Aachen

Marcel Philipp
Rathaus
Aachen

Aachen – im März 2013
Der Lousberg-Park und der Drehturm auf dem Lousberg

Der Lousberg ist der erste von Bürgern anfangs des 19. Jahrhunderts gestiftete Landschaftspark Europas. Er ist ein Naherholungsgebiet und ein das Stadtbild prägende geologisches, Boden- und Gartendenkmal mit Baudenkmälern im Eigentum der Stadt Aachen.

Der ehemalige Wasserturm mit Aussichtsplattform und „Drehrestaurant“ aus den 1950er Jahren wurde Anfang der 1990er Jahre als „Technisches Denkmal“ unter Schutz gestellt. Kurz nach der Unterschutzstellung wurde dann in den folgenden Jahren mit der Vergabe in Erbpacht an Investoren nach und nach die Zerstörung des Technischen Denkmals Wasserturm eingeleitet.

Jetzt sind wieder Fakten geschaffen worden: der Wasserbehälter wurde herausgebrochen, und damit ist das Technische Denkmal unwiederbringlich zerstört.

Die Lousberg-Gesellschaft hat kein Verständnis für die Bewilligung der Stadt, den Ausbau des Drehturms zu einem Büroturm mit sieben Geschossen in diesem Gartendenkmal von europäischem Rang zu genehmigen. Der Lousberg wurde 2007 in das europäische Gartennetzwerk (European Garden Heritage Network – EGHN) aufgenommen.

Im Umbau des Drehturm zu einem Büroturm sieht die Lousberg-Gesellschaft auch negative Auswirkungen auf das Gartendenkmal Lousberg.

Unserer Meinung nach wird die Nutzung als Büroturm einen erheblichen zusätzlichen Autoverkehr zur Folge haben, der für das Naherholungsgebiet und Gartendenkmal schädlich ist. Die erforderlichen Stellplätze rund um den Drehturm, sowohl im Gartendenkmal als auch im Bereich des geologischen und des Bodendenkmals (Feuersteinbergbau) beeinträchtigen diesen für die Geschichte und Bedeutung der Stadt wichtigen Bereich zwischen Drehturm und Eibenwald.

Angesichts der für den Lousberg sehr nachteiligen Entwicklung sehen wir die Stadt Aachen in der Pflicht, ein Konzept für den fahrenden und ruhenden Verkehr zu erarbeiten, das nicht nur den Privatinteressen einiger weniger dient, sondern den beliebten Bürgerpark so weit wie nur möglich schützt und fördert. Daran wollen wir gerne konstruktiv mitwirken.

Für den Vorstand und Beirat der Lousberg-Gesellschaft

Sibille Spiegel
1.Vorsitzende